Katharina Uebele, Berufseinsteigerin

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M.Sc. Wirtschaftschemie, Katharina Uebele, Berufseinsteigerin

 

Wo sind Sie vor Ihrem Studium mit der Chemie in Berührung gekommen? Warum haben Sie sich dazu entschieden, Chemie zu studieren? Gab es andere Wunsch-Studienfächer?

Mein Vater war Chemiker, und seine Zeichnungen von organischen Strukturformeln haben mich schon früh fasziniert. Daher war für mich auch klar, dass ich mich für den Chemie-Leistungskurs in der Schule entscheide. Meine Lehrerin dort hat es mit ihrem Unterricht geschafft, uns alle von der Chemie und der Faszination zu Experimenten zu überzeugen. Später hat der Großteil unseres Kurses auch Chemie studiert! 
Auch ich war komplett von der Chemie fasziniert, allerdings konnte ich es mir nicht vorstellen, später im Labor zu forschen. Daher habe ich viel recherchiert, bis ich auf den Studiengang Wirtschaftschemie gestoßen bin. Dieser ist für mich die perfekte Kombination aus der Kreativität der Chemie sowie meiner Vorliebe für Organisation und Planung

 

Wo haben Sie Informationen über Hochschulen und andere Aspekte bezüglich des Studiums gesucht und gefunden? Welche Kriterien haben Sie bei der Auswahl der Hochschule betrachtet? Welche Vorteile sehen Sie bei einem Studium an der Fachhochschule/Universität? 

Zur Wahl meines Studiengangs und meiner Hochschule habe ich mich auf den Homepages der Universitäten informiert und Studienrankings angeschaut. Da es den Studiengang Wirtschaftschemie ab dem Bachelor damals nur an drei Hochschulen gab, habe ich mich natürlich direkt bei allen beworben. Als dann die Zusagen kamen, habe ich mich für die Universität Kiel entschieden, die bereits mehrere Koryphäen in der Chemie und dem Innovationsmanagement beheimatet hatte.

Für den Master bin ich an die Universität Münster gewechselt, an das Institut für Wirtschaftschemie von Professor Dr. Jens Leker. Neben dem ausgezeichneten Ruf, waren für mich vor allem auch der ausgeprägte Kontakt zu Unternehmen, die zentrale Lage und die hervorragende Forschung des Instituts entscheidend.

 

Was war die größte Herausforderung in den ersten Semestern?

Die größte Herausforderung am Anfang des Studiums war vermutlich: das Lernen zu lernen! Auf das Abitur und für Klausuren an der Universität zu lernen sind zwei Paar Schuhe, aber man gewöhnt sich schnell daran und ist unter seinen Kommiliton:innen auch damit nicht alleine. 

 

Welche Schwerpunkte haben Sie in Ihrem Studium gesetzt und warum? Was gefiel Ihnen besonders gut?

Während meines Bachelorstudiums habe ich keinen wirklichen Schwerpunkt gesetzt. Kiel hat mir die Möglichkeit geboten, meine Bachelorthesis am Geomar-Institut für Meereschemie zu schreiben und mich dort mit den Auswirkungen des Klimawandels zu befassen. 
Im Masterstudium habe ich mich durch mein Auslandssemester an der University of York, UK auf nachhaltige Chemie spezialisiert und anschließend auch meine Masterthesis zu Nachhaltigkeit in der Industrie geschrieben. Das Institut in Münster und meine Tätigkeit dort als Hilfskraft haben mir noch einen Fokus auf das Innovationsmanagement gegeben.
Beides sind Themenfelder, die mich auch privat begeistern, daher war es für mich ein natürlicher Fokus.

 

Was empfehlen Sie im Hinblick auf den Berufseinstieg? Welche Zusatzqualifikation erachten Sie als wichtig? (Auslandserfahrung, Weiterbildung…)

Wer später in die Industrie möchte, sollte definitiv schon mal durch ein Praktikum in die Welt der Unternehmen geschnuppert haben, um einen ersten Eindruck zu gewinnen. Insbesondere vor dem Berufseinstieg, wenn schon konkreter klar ist, in welche Richtung es gehen soll, hilft ein Praktikum genau auf diesem Tätigkeitsfeld beim Sondieren.
Meine Zeit im Ausland hat mir unheimlich viel Spaß gemacht und mir neue Perspektiven ermöglicht, daher empfehle ich auch das ganz klar!
Für Chemiker:innen, die in die Industrie wollen, lohnt sich auch eine Weiterbildung in den Grundlagen der BWL. 

 

Wie sieht Ihr Arbeitsumfeld aus?

Ich habe in der Unternehmensberatung begonnen, im Bereich des Smart Manufacturing, wo ich vor allem mein Wissen über die chemischen Prozesse in Verbindung mit den betriebswirtschaftlichen Abläufen in der chemischen Industrie einbringen kann. Neben mir sind auch noch mehrere promovierte Chemiker:innen in meinem Team, die sich alle mit der Digitalisierung von Produktionsanlagen und operativen Abläufen beschäftigen. Die Beratung ist für mich ein extrem dynamisches und abwechslungsreiches Umfeld, wo ich Einblicke in die verschiedensten Unternehmen erhalte. Das wichtigste Kriterium war für mich allerdings die steile Lernkurve in einem tollen Team!

 

Welche Tipps haben Sie für den Studienbeginn?

1. Finde heraus, was dir Spaß macht und gehe dem nach. Du wirst am erfolgreichsten dort sein, wo du deine Motivation und Begeisterung findest!

2. Erfahrungen vor Noten! Noten sind zwar nicht irrelevant, aber die Erfahrungen durch Praktika oder einen Auslandsaufenthalt sind nachher deutlich mehr wert, auch für den Arbeitgeber!

3. Schau immer über den Tellerrand hinaus und bewege dich auch außerhalb der Grenzen deines eigenen Studiums. Durch Netzwerken und ehrenamtliches Engagement konnte ich viele wertvolle Erfahrungen sammeln und Fähigkeiten erlernen, die mir nachher den Berufseinstieg erleichtert haben.

 

Lebenslauf

2012

Abitur

2012-2016

B.Sc. Wirtschaftschemie, Christian-Albrechts-Universität zu Kiel

2016-2019

M.Sc. Wirtschaftschemie, Westfälische Wilhelms-Universität Münster

2017

"Green Chemistry & Sustainable Industrial Technology", University of York, UK (Erasmus)

seit 2019

Consultant, Management Consulting Operations, Smart Manufacturing, PricewaterhouseCoopers

 

sonstige Tätigkeiten und Erfahrungen

  • Praktikum, strategischer Einkauf, FrieslandCampina
  • Studentische Hilfskraft, Innovations- & Technologiemanagement, Universität Münster
  • Praktikum, Strategie-Beratung, Accenture
  • Masterthesis, New Business Development, Clariant

GDCh

  • Stellv. Sprecherin, JCF Kiel
  • Gründerin & Bundesvorsitzende, JuWiChem – Junge WirtschaftschemikerInnen
  • Vorstandsmitglied, Vereinigung für Chemie und Wirtschaft (VCW)
  • Beirat, Nachrichten aus der Chemie, GDCh
  • Mitglied des GDCh-Vorstands, 2020-2023
     

René Bernert, Student

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Chemie, René Bernert, Bachelorstudent 

 

Wo sind Sie vor Ihrem Studium mit der Chemie in Berührung gekommen? Warum haben Sie sich dazu entschieden, Chemie zu studieren? Gab es andere Wunsch-Studienfächer?

Meine ersten Berührungen mit der Chemie hatte ich, wie vermutlich die meisten, in der Schule. Den Chemieunterricht mit seiner Vielfältigkeit und den spannenden Versuchen habe ich immer gerne besucht. Doch irgendwie hat es mich nach meinem Schulabschluss erst in eine andere Richtung gezogen, ehe ich dann die Freude an der Chemie wiederfand und das Studienfach wechselte. Immerzu verfolgte ich interessiert verschiedenste Themen der Chemie in Fachzeitschriften und über andere Informationskanäle. So war es dann auch nicht weit her mit meiner Entscheidung zum Chemiestudium. 

 

Was war die größte Herausforderung in den ersten Semestern? Wie lief ein typischer Tag im Chemiestudium ab?

Die größte Herausforderung für mich im ersten Semester war definitiv das Zeitmanagement. Der Stundenplan war sehr voll. Vormittags gab es die Vorlesungen und nachmittags bis zum Abend stand man im Labor und hat gelernt, die gelernte Theorie in der Praxis anzuwenden. So musste man sich erst einmal Zeit suchen und schaffen, in der man sich an den Schreibtisch setzen konnte, um Aufgaben zu bearbeiten und zu lernen. Auch das Lernen musste ich erst wieder lernen. Am Anfang hatte ich doch einige Schwierigkeiten, mich hinzusetzen und über längere Zeit konzentriert zu arbeiten. 

 

Welche Tipps haben Sie für den Studienbeginn?

Als Studienanfänger:in sollte man sich bewusst sein, dass Chemie kein Fach ist, das man mal so nebenbei studieren kann. Man muss es wirklich wollen und sich auch bewusst hinsetzen und das Gelernte vertiefen und verinnerlichen. Wenn am Anfang nicht alles rund läuft, weil man das Gefühl hat, dass die Informationen auf einen einprasseln, darf man sich nicht entmutigen lassen. Denn wenn das überstanden ist und man erstmal den Durchblick hat, zeigen sich einem die grenzenlosen Möglichkeiten der Chemie, es macht wirklich Spaß und man bekommt nicht genug. Was ich vor allem wertschätze, ist der rege Austausch und Kontakt mit meinen Kommiliton:innen. Man verbringt viel Zeit im Labor und in Lerngruppen, das hilft ungemein. 

 

Lebenslauf
2013 Abitur
2014 - 2018 BWL-Studium
seit 2018 Chemie, Bachelorstudium

 

sonstige Tätigkeiten & Erfahrungen

Praktikum, DLR Institut für Werkstoffforschung
 

Nina Hoffmann, Studentin

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B.Sc. Chemieingenieurwesen, Nina Hoffmann, Masterstudentin

 

Wo sind Sie vor Ihrem Studium mit der Chemie in Berührung gekommen? Warum haben Sie sich dazu entschieden, Chemie zu studieren? Gab es andere Wunsch-Studienfächer?
Zum ersten Mal in Berührung gekommen mit der Chemie bin ich im Chemieleistungskurs im Abitur. In diesem Schulfach lernte ich die Vielseitigkeit der Chemie kennen und begeisterte mich dafür, die Phänomene des Alltags erklären zu können. Diese Begeisterung war und ist der Grund für mich Chemie zu studieren. 

 

Wo haben Sie Informationen über Universitäten und andere Aspekte bezüglich des Studiums gesucht und gefunden? Welche Kriterien haben Sie bei der Auswahl der Hochschule betrachtet? 
Informationen über Universitäten bzw. in meinem Fall Fachhochschulen habe ich online über Portale wie Hochschulkompass.de und das Übersichtsbuch Studienfinder gefunden. Meine Wahl für die Hochschule Niederrhein war schnell getroffen, da hier die Möglichkeit bestand, mein Studium dual zu absolvieren. 

 

Was war die größte Herausforderung in den ersten Semestern? Wie lief ein typischer Tag im Chemiestudium ab?
Die größte Herausforderung war, sich von den Erwartungen und Abläufen, die man in der Schule gelernt hatte, zu trennen. Dies betraf vor allem die Umstellung, sich fast ohne Anleitung für die Prüfungen vorzubereiten und für sich selbst die Gelassenheit in den Prüfungen zu finden. Besonders belastend war für mich die Umstellung, dass nur EINE Prüfung über meine Endnote entscheiden sollte. 
Ein typischer Tag im dualen Studium im ersten Semester begann und endete im Zug, da ich von der Ausbildungsstätte zur Hochschule pendeln musste. Dazwischen lag ein Tag, der gefüllt war mit viel Input aus den Vorlesungen/Übungen, der Erkenntnis, dass Mensaessen keine wesentliche Verbesserung zum Schulessen darstellt und dass man nicht alleine ist mit seinen Sorgen und Problemen, sondern Kommiliton:innen diese teilen! 

 

Welche Schwerpunkte haben Sie in Ihrem Studium gesetzt und warum? Was gefiel Ihnen besonders gut?
In meinem Studium habe ich den Schwerpunkt Lacktechnologie gesetzt und darf mich besonders seit dem Master mit einer spannenden Mischung aus Chemie und Verfahrenstechnik zum Thema Beschichtungen und deren Anwendung auseinandersetzen. Besonders gut gefällt mir dabei die Vielseitigkeit, die durch die Mischung aus Theorie und Praxis sowie Chemie und Verfahrenstechnik entsteht. 

 

Welche Zusatzqualifikation erachten Sie als wichtig? (Auslandserfahrung, Weiterbildung…)
Ich habe versucht im Studium alle Angebote für Zusatzqualifikationen zu nutzen, von Kursen zu Soft Skills über Sprachkurse bis hin zu Auslandsaufenthalten. Denn ich persönlich bin der Meinung, dass diese Angebote einem helfen, den eigenen Horizont offen zu halten, der durch die Spezialisierung im Studium oft eingeschränkt wird. 
Auch die Möglichkeit an Tagungen und Messen teilzunehmen, erachte ich als sehr wertvoll.

 

Sie haben nach Ihrem Bachelorabschluss direkt mit dem Master begonnen. Mit welchen Vorstellungen/Wünschen war dieser Schritt verbunden?
Ich habe direkt nach dem Bachelorstudium mit dem Master angefangen, da ich auch nach vier Jahren Studium noch Spaß am Lernen hatte und habe!  Dabei hatte ich die Vorstellung, dass sich das unerfüllte Versprechen aus der Schule, für das Leben und für sich selbst zu lernen, erfüllen könnte.

 

Was sind nach Abschluss Ihres Studiums die nächsten Laufbahnschritte? 
Meine nächsten Laufbahnschritte nach dem Abschluss meines Masters im nächsten Jahr sind noch nicht klar. Ich würde gerne in der Industrie im Bereich der Anwendungstechnik arbeiten. Dabei könnte ich mir vorstellen, einige Zeit im Ausland zu arbeiten.

 

Welche Tipps haben Sie für den Studienbeginn?
Studienanfänger:innen gebe ich mit auf den Weg, mit Herzblut beim Studium dabei zu sein und den Grund, warum man sich für das Studium entschieden hat, in den ersten Semestern nicht aus den Augen zu verlieren. Und gleichzeitig sich selbst nicht im Studium zu verlieren und ein Leben außerhalb des Studiums aufrecht zu erhalten.

 

Lebenslauf
2014 Abitur
2014-2018

Duales Bachelorstudium Chemieingenieurwesen, Hochschule Niederrhein, Schwerpunkt Lack

seit 2018

Masterstudium Chemieingenieurwesen, Hochschule Niederrhein, Schwerpunkt Lack

 

sonstige Tätigkeiten & Erfahrungen
Duales Studium und Ausbildung bei Borgers SE & Co. KGaA, Bochholt
Borgers Ltd. (UK) im Qualitätsmanagement
Wissenschaftliche Hilfskraft an der Hochschule Niederrhein
Werkstudentin bei Alberdingk Boley (Krefeld)
 

Frank Dissinger, Doktorand

Copyright Foto: privat

Diplom-Chemiker, Frank Dissinger, Doktorand 

 

Wo sind Sie vor Ihrem Studium mit der Chemie in Berührung gekommen? Warum haben Sie sich dazu entschieden, Chemie zu studieren?  Gab es andere Wunsch-Studienfächer?

Dass es mich einmal in die Wissenschaft ziehen wird, stand bei mir schon ziemlich früh fest, eigentlich schon zu Beginn meiner Schulzeit am Gymnasium. Durch mehrfache Teilnahmen bei den Wettbewerben „Jugend forscht“ bzw. „Schüler experimentieren“ tastete ich mich langsam an das wissenschaftliche Arbeiten heran. Spätestens mit der Wahl des Chemie-Leistungskurses war die Entscheidung für mich gefallen. Ich muss zugeben, dass ich praktisch nie nach alternativen Fächern gesucht habe.
 

Wo haben Sie Informationen über Universitäten und andere Aspekte bezüglich des Studiums gesucht und gefunden? Welche Kriterien haben Sie bei der Auswahl der Universität betrachtet? 

In Rheinland-Pfalz bekommt man sein Abitur nach 12,5 Jahren. Man kann dort also direkt zum Sommersemester einsteigen. Auch die geringe Distanz zur Heimat und die Möglichkeit, noch den letzten Diplomstudiengang mitmachen zu können, ließ die Wahl schnell auf die Universität Mainz fallen. Für meine Entscheidung nutzte ich zudem die Angebote am „Tag der offenen Tür“ sowie das „CHE-Hochschulranking“. Da es mir in Mainz bisher sehr gut gefallen hat und auch das Forschungsangebot meinen Interessen entsprach, bin ich auch nach der Diplomarbeit zur Promotion im selben Arbeitskreis geblieben.

 

Was war die größte Herausforderung in den ersten Semestern? Wie lief ein typischer Tag im Chemiestudium ab?

Der Umstieg von Schule auf Uni lief bei mir ja innerhalb von zwei Wochen ab, inklusive Umzug. Direkt nach dem Abitur sich an das Arbeitspensum an der Uni zu gewöhnen, das hohe Maß an vorausgesetzter Selbstorganisation und der große Fokus auf das praktische Arbeiten im Labor, welches in der Schule fast gänzlich ignoriert wurde, waren wohl die größten Herausforderungen. Einen „typischen Tag“ als solchen gab es eigentlich nicht, da ist der Unterschied zwischen den Semestern und vor allem zwischen Semesterbeginn und Klausurenphase dann doch zu groß.
 

Welche Schwerpunkte haben Sie in Ihrem Studium/Promotion gesetzt und warum? Was gefiel Ihnen besonders gut?

Im Studium hatte ich nicht das Gefühl, groß über meine Schwerpunkte entscheiden zu können. Der Lehrplan war zwar sehr vielfältig, aber doch ziemlich starr. Mein Wahlpflichtfach Analytische Chemie wurde auch maßgeblich von der Möglichkeit eines Auslandssemesters über eine Kooperation in Schottland beeinflusst. Mir war es persönlich schon immer wichtiger, fachlich möglichst breit aufgestellt zu sein und mich nicht zu sehr zu spezialisieren. Meine Diplomarbeit sowie Promotion in einer sehr interdisziplinären DFG-Forschergruppe forderte und förderte genau das. Die Teamarbeit mit Physiker:innen und Ingenieur::innen lässt einen die eigene Disziplin aus ganz neuen Blickwinkeln sehen.

 

Welche Zusatzqualifikation erachten Sie als wichtig? (Auslandserfahrung, Weiterbildung…)

Die Chance, für eine gewisse Zeit die „Comfort Zone“ zu verlassen und im Ausland zu forschen, würde ich jedem weiterempfehlen. Lebenserfahrung, interkultureller Austausch und die oft eingefahrene Routine zu verlassen, ist dabei meiner Meinung nach extrem wichtig. Zudem habe ich versucht, mich auch außerhalb des Kernfachs mit relevanten Themen auseinanderzusetzen, meistens durch Seminare oder Weiterbildungsmaßnahmen. Beispielsweise kann ich die Fortbildung der GDCh zum Thema Innovationsmanagement und Wirtschaftschemie empfehlen. 

 

Sie haben nach Ihrer Diplomarbeit direkt mit der Promotion begonnen. Mit welchen Vorstellungen/Wünschen war dieser Schritt verbunden?

Dieser Schritt war notwendig, weil das Forschungsprojekt, über welches ich die Verantwortung übertragen bekam, weiterlief und die Kooperationsarbeit ohne Unterbrechung weitergeführt werden musste. 

 

Was sind nach Abschluss Ihrer Promotion die nächsten Laufbahnschritte?

Gute Frage, nächste Frage! Wie bei vielen hat die Promotionszeit doch sehr große Anteile meiner Aufmerksamkeit beansprucht. Jetzt gegen Ende suche ich entweder eine gute Einstiegschance in der Industrie, wäre einem PostDoc im Ausland mit spannendem Thema jedoch auch nicht abgeneigt. 

 

Welche Tipps haben Sie für den Studienbeginn?

Durchhalten! Die richtigen Leute kennen lernen und Beziehungen pflegen (Stichwort Netzwerken). Im Team geht vieles einfacher und macht deutlich mehr Spaß. Das Studium ist herausfordernd, aber nicht unmöglich. Die Dauer und der Aufwand sollten Dich nicht davon abbringen, die Chance zu nutzen, das Wissen der Menschheit ein kleines bisschen zu erweitern, denn darum geht es doch.

 

Lebenslauf
2010 Abitur
2010-2015 Diplomstudium Chemie, Johannes Gutenberg-Universität Mainz 
2013-2014 Erasmus-Praktikum, University of Aberdeen (UK)
seit 2015 Promotion, Johannes Gutenberg-Universität Mainz, Schwerpunkt: Organische Oberflächenmodifizierung von Halbleiternanostrukturen

 

sonstige Tätigkeiten und Erfahrungen
Sprecher:innenteam des Jungchemikerforum Mainz-Wiesbaden, Mitorganisation des Frühjahrssymposiums 2017 in Mainz, Mitglied des GDCh-Vorstands 2020-2023

Melanie Walther, Doktorandin

M.Sc. Wirtschaftschemie, Melanie Walther, Doktorandin 

Wo sind Sie vor Ihrem Studium mit der Chemie in Berührung gekommen? Warum haben Sie sich dazu entschieden, Chemie zu studieren? Gab es andere Wunsch-Studienfächer?
Mit der Chemie bin ich bewusst nur in der Schule in Berührung gekommen. Bereits als Kind interessierten mich komplexere Fragestellungen und Zusammenhänge. Dabei reichte mir selten ein „Darum.“ als Antwort. Stattdessen hinterfragte ich die Antwort weiter, bis die Erklärung mir logisch erschien. In der Oberstufe wählte ich daher das naturwissenschaftliche Profil mit Chemie als Leistungskurs. Meine damalige Lehrerin verstand es sehr gut, ihre Begeisterung für Chemie an die Schüler:innen weiterzugeben sowie eine gute Balance zwischen Theorie und Praxis zu finden. Die grundlegenden Prinzipien in Versuchen direkt veranschaulichen zu können, entfachte meine Begeisterung für Chemie. 

Wo haben Sie Informationen über Universitäten und andere Aspekte bezüglich des Studiums gesucht und gefunden? Welche Kriterien haben Sie bei der Auswahl der Universität betrachtet? 
In der 10. Klasse wurde im Politikunterricht ein Studienführer ausgeteilt, in dem jeder Studiengang in Deutschland aufgelistet war. Beim Durchblättern fiel mir der Studiengang Wirtschaftschemie ins Auge. Die Beschreibung empfand ich als abwechslungsreicher und dadurch interessanter als ein reines Chemiestudium. Weitere Einblicke in den Studiengang der Wirtschaftschemie erhielt ich durch einen Bekannten, der ein Jahr zuvor mit diesem Studiengang in Kiel begonnen hatte. Seine Erzählungen und Führung durch die Universität überzeugten mich schließlich sowohl von dem Studiengang als auch der Kieler Universität. Die Anzahl der Universitäten, die Wirtschaftschemie anbieten, ist sehr begrenzt.

Was war die größte Herausforderung in den ersten Semestern? Wie lief ein typischer Tag im Chemiestudium ab?
Die größte Herausforderung in den ersten Semestern war für mich zu lernen, wie ich für Klausuren zu lernen habe. Leider wird oft weniger das Verständnis, sondern mehr reines Auswendiglernen abgefragt. Vor allem in den BWL-Klausuren bleibt häufig keine Zeit zum Nachdenken. 
Ein typischer Tag im Studium lief oft wie folgt ab: Aufstehen und ab zur Uni, Vorlesungen, Übungen, Mittagessen in der Mensa mit Kommiliton:innen, Labor, zurück nach Hause, Abendessen, Protokolle schreiben und für das nächste Kolloquium die anstehenden Versuche lernen. Manchmal haben sich die BWL-Veranstaltungen auch leider mit den Laborzeiten überschnitten, dann musste man den dort besprochenen Stoff selbst nacharbeiten.

Welche Schwerpunkte haben Sie in Ihrem Studium/Ihrer Promotion gesetzt und warum? Was gefiel Ihnen besonders gut?
Sowohl in meinem Bachelor als auch im Master habe ich die möglichen Wahlmodule mit Chemieveranstaltungen gefüllt, um einen möglichst hohen Chemieanteil in meinem Studium zu haben. So habe ich bspw. freiwillig sowohl das anorganische als auch das organische Praktikum für Fortgeschrittene absolviert, da mir die Laborarbeit sehr gut gefallen hat. Während des Masters habe ich meinen BWL-Schwerpunkt auf das Technologiemanagement gelegt, weil ich der Meinung bin, dass hier die Kernkompetenzen eines Wirtschaftschemikers am besten eingesetzt werden können (analytische Sichtweise und technisches Verständnis von Chemiker:innen mit der kosten- und marktorientierten Sichtweise von Manager:innen). 

Welche Zusatzqualifikation erachten Sie als wichtig? (Auslandserfahrung, Weiterbildung…)
Auslandserfahrung ist sicherlich eine wichtige Zusatzqualifikation, da man währenddessen nicht nur wertvolle Erfahrungen sammelt, sondern auch Neues über die eigene Persönlichkeit entdecken kann, was einem bei den Vorstellungen des weiteren beruflichen Werdegangs sehr behilflich sein kann. Wichtiger erachte ich jedoch die Absolvierung eines Praktikums in der Wirtschaft, da sich der Alltag an der Universität sehr von dem in einem Unternehmen unterscheidet. 

Sie haben nach Ihrem Bachelor-/Masterabschluss direkt mit dem Master/der Promotion begonnen. Mit welchen Vorstellungen/Wünschen war dieser Schritt verbunden?
Ich wollte möglichst zügig mit meiner Promotion anfangen, da ich mit dem Thema meiner Masterarbeit weiterarbeite. Bei dieser hatte ich am Ende gute Ergebnisse erhalten, die ich gerne weiterverfolgen wollte. Mittlerweile denke ich aber, dass es besser gewesen wäre, nochmal ein Praktikum zwischen dem Masterabschluss und Promotionsbeginn zu absolvieren. 

Was sind nach Abschluss Ihres Studiums/Ihrer Promotion die nächsten Laufbahnschritte? Was sind Ihre Pläne nach dem PostDoc?
Nach meiner Promotion möchte ich in der Industrie arbeiten. Welchen Karriereweg ich dort genau einschlagen möchte, bin ich mir noch nicht komplett sicher. Ich wäge momentan einige Bereiche ab und werde offen für die Möglichkeiten sein, die sich mir ergeben.

Welche Tipps haben Sie für den Studienbeginn?
Vernetzt euch. Nicht nur mit euren eigenen Kommiliton:innen, sondern auch mit den Studierenden der höheren Semester. Diese können euch einige Tipps direkt mit auf den Weg geben und haben vermutlich auch noch Materialien wie Altklausuren. Man kann nie zu früh damit beginnen, sich zu vernetzen. Versucht, euch von dem zeitweise hohen Arbeitspensum nicht entmutigen zu lassen und schaut auch immer wieder nach links und rechts, statt mit Scheuklappen durch das Leben zu gehen.

Lebenslauf
2012 Abitur
2012-2016 Bachelorstudium Wirtschaftschemie, Christian-Albrechts-Universität Kiel
2016-2018 Masterstudium Wirtschaftschemie, Christian-Albrechts-Universität Kiel
seit 2018 Promotion, Universität Bremen, Schwerpunkt: Organische Funktionsmaterialien


sonstige Tätigkeiten und Erfahrungen
Forschungsaufenthalte Cardiff University und Stockholm University, Praktika bei Schill + Seilacher „Struktol“ GmbH und Synthopol Chemie Dr. rer. pol. Koch. GmbH & Co. KG, Gründung des Vereins WiChem Kiel e. V., Vorsitzende Bundesvorstand JuWiChem, stellvertretende Sprecherin JCF Bremen

Patrick Sollacher, Lehrer

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Patrick Sollacher, Lehrer für Chemie und Mathematik 

 

Wo sind Sie vor Ihrem Studium mit der Chemie in Berührung gekommen?
Nur in der Schule und in den Medien.


Warum haben Sie sich dazu entschieden, Lehramt Chemie zu studieren?
In erster Linie wollte ich Mathematik auf Lehramt studieren. Da damals dann an einigen Universitäten die Kombination mit Chemie angeboten wurde und mir Chemie von den Naturwissenschaften schon immer am besten gefallen hat, habe ich mich dafür entschieden.


Gab es andere Wunsch-Studienfächer?
Nein.

 

Wo haben Sie Informationen über Hochschulen und andere Aspekte bezüglich des Studiums gesucht und gefunden? Welche Kriterien haben Sie bei der Auswahl der Hochschule betrachtet?
Zunächst über das Internet: Die Kombination Mathematik/Chemie gab es nur an wenigen Universitäten, weswegen die Auswahl eingeschränkt war. In Erlangen und Bayreuth habe ich mich direkt vor Ort informiert. Da Bayreuth im Gegensatz zu Erlangen eine Campus-Uni ist und ich dort besser beraten wurde, habe ich mich für die Universität Bayreuth entschieden. Kein wirkliches Auswahlkriterium, jedoch ein schöner Nebeneffekt war, dass man in Bayreuth trotz des Lehramtsstudiums einen Bachelor- und optional einen Masterabschluss erwerben konnte.

 

Was war die größte Herausforderung in den ersten Semestern?
In Chemie das Wissen, das bereits von der Schule gefordert wurde, im bayerischen G8 aber nie besprochen wurde und daher im Studium mehr Eigenstudium erforderte. Außerdem gibt es bereits ab dem ersten Semester Praktika, in denen man sehr viel selbstständiger vorbereiten, experimentieren und auswerten musste als noch in der Schule, wo alle Experimente strengeren Sicherheitsvorschriften unterliegen und mehr angeleitet werden.

 

Wie lief ein typischer Tag im Studium ab?
Im Lehramtsstudium gibt es wegen der Vielzahl an Vorlesungen, Praktika, Übungen etc. in den drei Fächern, die man quasi studiert (Erstfach, Zweitfach, Erziehungswissenschaften), und den damit einhergehenden unterschiedlichen Aufgabenfeldern keinen typischen Tag. Grob lässt sich der Tag wie folgt einteilen: Erste Tageshälfte Vorlesung und Praktikum, zweite Hälfte Auswertung und Übungsblätter.

 

Welche Unterschiede hat das Lehramtsstudium zum fachwissenschaftlichen Studium?
Mehr Fachvorlesungen und Praktika im fachwissenschaftlichen Studium, dafür eben das Zweitfach, Didaktik, Pädagogik und Psychologie im Lehramtsstudium. Die Fachvorlesungen und die zugehörigen Klausuren waren aber stets zusammen mit den Fachstudierenden.


Welche Schwerpunkte haben Sie in Ihrem Studium gesetzt und warum? Was gefiel Ihnen besonders gut?
Als Erstfach habe ich Mathematik gewählt, wirklich ausgewirkt hat sich das letzten Endes nur auf maximal eine Didaktikvorlesung in der Chemie und die Bachelorarbeit, die ich in Mathematik schreiben musste. Schwerpunkte in den einzelnen Fächern zu setzen, ging nur vereinzelt, da die zu besuchenden Vorlesungen prinzipiell durch das Examen festgelegt sind. Einen Schwerpunkt konnte man im forschungsorientierten Praktikum setzen, in dem man an einem aktuellen Forschungsgebiet eines Lehrstuhls mitarbeiten konnte. Bei mir war das in der organischen Chemie. Generell hätte ich meinen Schwerpunkt eher auf die organische Chemie gelegt, wenn das möglich gewesen wäre.


Was empfehlen Sie im Hinblick auf den Berufseinstieg? Welche Zusatzqualifikation erachten Sie als wichtig? (Auslandserfahrung, Weiterbildung…)
Nicht zu schnell aufgeben. Das Referendariat ist ebenso anstrengend wie lehrreich. „Offizielle“ Zusatzqualifikationen braucht man meiner Meinung nach keine, das Studium legt die nötigen fachlichen und didaktischen Grundlagen. Im Referendariat wird alles Wissen nochmals vertieft. Das Studium ist allerdings recht theoretisch, währenddessen sollte man also so viel Praxiserfahrung wie möglich sammeln, um sich schnell darüber klar zu werden, ob das Lehramt wirklich der geeignete Beruf für sich selbst ist. 

 

Wie sieht Ihr Arbeitsumfeld aus?
Jede Schule ist anders und gerade in der Anfangszeit wird man relativ viele verschiedene Schulen kennenlernen. Dementsprechend muss man sich immer an die Gegebenheiten anpassen. An den Schulen, an denen ich bis jetzt unterrichtet habe, waren die Kolleg:innen immer nett und aufgeschlossen, so dass ich mich schnell ins Kollegium integrieren konnte. Die Arbeit mit den Schüler:innen ist überall und jeden Tag wie eine Wundertüte. Derzeit arbeite ich an einer Seminarschule mit relativ guter Ausstattung im Chemiebereich, so dass ich meist vor Unterrichtsbeginn und in den Freistunden Experimente ausprobiere oder aufbaue und nachmittags den Unterricht vorbereite.

 

Welche Tipps haben Sie für den Studienbeginn?
Das Wichtigste, auch für den späteren Berufseinstieg, lernt man in keiner Vorlesung: Zeitmanagement. Neben der ganzen Arbeit ist ein Ausgleich notwendig. Um diesen zu bekommen, sollte man sich gut organisieren können. Lerngruppen helfen, sich auf Klausuren vorzubereiten, an Infos über Vorlesungen, Praktika usw. zu kommen, aber auch z.B. die Kneipen der Stadt besser kennen zu lernen. Allem voran sollte man das Studium genießen. Es ist eine lehrreiche und teilweise auch anstrengende Zeit. Es ist jedoch auch die Zeit, in der man das erste Mal wirklich auf eigenen Beinen steht. Just do it.

 

Lebenslauf
2011 Abitur 
2011-2014 Bachelorstudium Lehramt Mathematik/Chemie, Universität Bayreuth 
2014-2017 Masterstudium Lehramt Mathematik/Chemie, 1. Staatsexamen, Universität Bayreuth
2017-2019 Referendariat, Emil-von-Behring-Gymnasium Spardorf
2/2019-7/2019 Friedrich-Dessauer-Gymnasium Aschaffenburg
ab 9/2019 Gymnasium Eschenbach

sonstige Tätigkeiten und Erfahrungen
Studentische Hilfskraft

Stefanie Dehnen, Professorin

Copyright Foto: Jochen Mogk

Prof. Dr. Stefanie Dehnen
Professorin für anorganische Chemie

 

Warum haben Sie Chemie studiert?
Als das Ende meiner Schulzeit näher rückte, entwickelte sich der Wunsch, Chemie zu studieren. Der Auslöser war neben der Belegung eines Leistungskurses in diesem Fach die Gegenwart von Freunden, die auch Chemie studierten oder dies vorhatten, denn Interessen hatte ich seinerzeit auf verschiedenen Gebieten. Schnell wurde mir allerdings bewusst, wie gut der Entschluss war – ich zweifelte trotz des durchaus anspruchsvollen und zeitintensiven Studienplans keine Sekunde an der Richtigkeit meiner Wahl und dem Glück, in diesem für uns grundlegenden, umfassenden und interdisziplinären Fach ausgebildet zu werden.

 

Was ist das Besondere an einem Chemiestudium und den Berufen in der Chemie?
Ich habe besonders genossen, dass man während des Studiums immer auf den bis dahin vorhandenen, zunächst rudimentären Kenntnissen aufbaut, und dass so der Stoff Jahr für Jahr tiefer verständlich und das Wissen fester verankert wird. Auch Quervernetzungen der Fachgebiete untereinander und zu Nachbardisziplinen haben mich fasziniert. Ich hatte stets das Gefühl, „die“ zentrale Naturwissenschaft zu studieren. Ähnlich fundamental und zugleich breit gefächert zeigt sich auch das Berufsbild von Chemiker:innen. Von technischen Berufen wie Laborant:in oder Chemotechniker:in und Lehrtätigkeiten an allgemeinbildenden oder fachlich spezialisierten Schulen über Forschung in der chemischen oder pharmazeutischen Industrie bis hin zu Forschung und Lehre an renommierten Forschungsinstituten oder Hochschulen ist für alle Ausbildungsstufen etwas Chemisches dabei.

 

Warum haben Sie sich für die Karriere als Professorin entschieden?
Ich selbst hatte nie das Ziel, in der Industrie zu arbeiten; dies wurde schon durch meine private Situation nahe gelegt, da seit dem Abschluss des Studiums bereits ein Kind dabei war und nach der Promotion zwei, deren Betreuung sich im Rahmen der zeitlich flexibleren Arbeitszeitregelung während einer Habilitation wesentlich einfacher bewerkstelligen ließen als mit einer festgelegten und zeitweilig erbarmungslosen Arbeitszeit am Anfang einer Industriekarriere. Abgesehen davon wollte ich frei sein in der Entscheidung, was und wie ich forschen wollte – was sich in der Industrie nicht so einfach realisieren lässt. Als ich am Ende der Promotion von meinem Doktorvater aufgefordert wurde, darüber nachzudenken, ob ich nicht an der Hochschule bleiben wollte, war die Entscheidung daher praktisch schon gefallen.

 

Was mussten Sie leisten, um Professorin zu werden?
Die Jahre der ersten eigenen Forschungstätigkeit, die der Habilitation1 vorangehen, waren eine sehr gute Zeit. Mein Mentor ließ mir sehr viele Freiheiten, gab aber auch Tipps für den Fortgang der Karriere. So konnte ich vieles lernen und mich wissenschaftlich freischwimmen. Für diese Zeit der akademischen Weiterentwicklung halte ich es allerdings auch für sehr wichtig, neben der Forschung genug Lehrerfahrung zu sammeln. Diese wird bei Bewerbungen auf Professuren schließlich auch vorausgesetzt. Es ist aber auch wichtig, nicht mit Lehraufgaben überhäuft zu werden, damit Zeit für die Etablierung des eigenen Forschungsprofils bleibt. Zu meiner Zeit waren mehrere Habilitand:innen und Privatdozent:innen im Fach Anorganische Chemie an unserem Institut zugegen – so konnte man in der Lehre mitwirken, wurde aber nicht über die Maßen damit belastet. Was während dieser Ausbildungsstufe zumindest in meinem Fall etwas zu kurz kam, war die Vorbereitung auf administrative Tätigkeiten, sodass man zu Beginn der Hochschullehrtätigkeit dann recht harsch mit den unbekannten Aufgaben konfrontiert wurde. Meinen eigenen Habilitand:innen empfehle ich daher die (maßvolle) Mitarbeit in Kommissionen – schon, um den Berufungsvorgang rechtzeitig kennenzulernen.

 

Was machen Sie als Chemie-Professorin? Was ist das Besondere an Ihrem Beruf?
Meine Arbeitsgruppe und ich forschen auf dem Gebiet der Anorganischen Chemie, mit Schwerpunkt auf Verbindungen mit binären oder ternären anorganischen Gerüststrukturen. Das können Cluster oder unterschiedlich ausgedehnte Netzwerke sein, die anionisch sind oder funktionale organische Liganden tragen. Ausgangspunkt sind dabei in der Regel Moleküle, in denen zwei Hauptgruppenelemente der 13.-16. Gruppe aus der 3.-6. Periode auftreten. Diese setzen wir mit weiteren Komponenten um, zum Beispiel Übergangsmetallverbindungen oder organischen Molekülen. Die Produkte der Reaktionen sind für uns nicht nur strukturell interessant und sehr ästhetisch, sondern erlauben Einblicke in ungewöhnliche Bindungssituationen und zeigen mitunter auch nützliche Eigenschaften – extreme nichtlinear optische Eigenschaften, Lithium-Ionenleitfähigkeit oder die Aktivierung kleiner Moleküle. Mich begeistert an meinem Beruf aber nicht nur dieser spezielle Aspekt, sondern die Kombination dieser äußerst spannenden Aufgabe mit der Tatsache, es immer mit jungen, neugierigen und hochmotivierten Menschen zu tun zu haben und mit diesen zusammenarbeiten zu dürfen. Ich liebe es, Studierenden und Mitarbeiter:innen mein Wissen und meine Erfahrung weiterzugeben, aber ich genieße es genauso, von ihnen zu lernen, was regelmäßig vorkommt. Der zwischenmenschliche Teil meiner Arbeit nimmt einen großen Raum ein – darin unterscheidet sich der Beruf einer Hochschullehrerin nicht wesentlich von dem von Lehrerkräften. Man gibt allerdings eher Tipps zur Karriereplanung oder zur Vereinbarung von Beruf und Familie als Tipps für die Berufswahl. 

 

Wie vereinbaren Sie Ihren Beruf als Professorin mit Ihrer Familie?
Ganz einfach: nicht alleine! Nur durch die Kooperationsbereitschaft meines Mannes, der habilitierter Quantenchemiker ist und ebenfalls eine Forschungsgruppe leitet, in Verbindung mit dessen ebenfalls flexibler Arbeitszeitgestaltung und der Unterstützung unser beider Mentoren in der Ausbildungszeit war es möglich, dass wir neben unserer Karriere vier Kinder zur Welt brachten (inzwischen 25, 21, 18 und 9 Jahre alt). Obgleich unser Familienmittelpunkt in Karlsruhe liegt, können mein Mann und ich sowohl der Familie als auch unseren Arbeitsgruppen und Institutionen genügend Zeit und Aufmerksamkeit schenken. Man muss allerdings einen gehörigen Organisationsaufwand treiben, benötigt natürlich auch die Hilfe von Dritten (Großeltern, Babysitter, Tagesmütter, Kindergärten, Kitas…). Aber die Alternative, keine Familie zu haben, wäre für mich indiskutabel gewesen.

 

Welche Tipps haben Sie für den Studienbeginn?
Studienanfänger:innen rate ich immer dreierlei. Erstens: Hört auf Eure innere Stimme – studiert, was Euch begeistert und wählt in Eurem Studienfach solche Spezialrichtungen, die Ihr faszinierend findet, nicht solche, mit denen man hinterher gerüchteweise viel Geld verdient oder die sich im Lebenslauf gut machen. Gleiches gilt für den Studienort und den Arbeitskreis, dem Ihr Euch für Vertiefungspraktika oder wissenschaftliche Arbeiten anschließt. Der Grund liegt auf der Hand: Wenn man etwas sehr gerne macht, ist man gut darin und hat während der persönlich und fachlich wichtigen Zeit der Doktorarbeit nicht nur Spaß an der Arbeit, sondern auch Erfolg. Zweitens: Seid fleißig und aufgeschlossen! Weder für Euch noch für die Lehrenden ist es ein Vergnügen, wenn Prüfungen unter dem Motto „dabei sein ist alles“ stattfinden, und eine Seite von der vermeintlichen Stofffülle erdrückt wird, während die andere Seite feststellt, dass der Begeisterungsfunken in den Vorlesungen nicht übergesprungen ist. Ihr solltet frühzeitig die großen Zusammenhänge durchdringen – und das gelingt nur mit fundiertem Basiswissen. Kleiner Vergleich: Um sich in einer Fremdsprache unterhalten zu können, muss man zuerst Vokabeln lernen; in der Chemie muss entsprechend nach dem ersten Studienjahr das Periodensystem mit allen Trends sitzen. Und Drittens: Lasst Euch von einem langen Studium (inklusive Promotion ca. acht Jahre) nicht davon abhalten, auch die persönliche Lebensgestaltung anzugehen. Familie und Beruf lassen sich vereinbaren – auch, oder besonders, wenn man früh genug damit anfängt. Wer dies auf den Zeitpunkt einer sicheren Karrierestufe verschiebt, wird darüber unter Umständen recht alt.

 

Lebenslauf
Prof. Dr. Stefanie Dehnen studierte und promovierte an der Universität Karlsruhe (jetzt Karlsruher Institut für Technologie KIT). Nach ihrer Habilitation arbeitete sie für kurze Zeit als Privatdozentin an der Universität Karlsruhe. Seit 2006 ist sie W3-Professorin für anorganische Chemie an der Philipps-Universität Marburg. Sie ist verheiratet und hat vier Kinder.
 

1 Habilitation: Die Habilitation ist die höchstrangige Hochschulprüfung in Deutschland, mit der im Rahmen eines akademischen Prüfungsverfahrens die Lehrbefähigung („Venia Legendi“) in einem wissenschaftlichen Fach festgestellt wird. Sich bewerbende Personen müssen nachweisen, dass sie ihr Fach in voller Breite in Forschung und Lehre vertreten können. Die Habilitation ist zwar nicht mehr die notwendige Voraussetzung, aber oft doch ein entscheidender Faktor, um auf eine Professur berufen zu werden.

Berufsbilder in der Chemie


Die Broschüre des GDCh-Karriereservice enthält zahlreiche Beiträge von Chemikerinnen und Chemikern aus Industrie, öffentlichem Dienst und Hochschule, die über ihr Arbeitsgebiet berichten. Ein Überblick über den Arbeitsmarkt und über wichtige Internetseiten runden die Broschüre ab. 

www.gdch.de/berufsbilder

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