Der Aufbau des Chemie-Studiums


European Credit Transfer and Accumulation Transfer System (ECTS)

Bachelor- und Masterstudiengänge bestehen aus Modulen. Ein Modul ist eine Lehreinheit, die aus mehreren Veranstaltungen wie Vorlesungen, Laborpraktika, Übungen und auch Prüfungen besteht. Für jeden Bestandteil eines Moduls werden Leistungspunkte (credit points) nach dem European-Credit Transfer and Accumulation System (ECTS) vergeben.

Nach den Vorgaben von ECTS werden 60 Leistungspunkte (LP) für ein erfolgreich absolviertes Vollzeitstudium in einem akademischen Jahr vergeben. In der Regel sind das 30 LP je Semester. Für ein Bachelorstudium mit sechs Semestern sind demnach mindestens 180 Leistungspunkte zu erwerben. Zum Erwerb des Mastergrades sind Studienleistungen von insgesamt 300 LP (10 Semester) zu erbringen, die Sie im Bachelor- und im Masterstudium erwerben können.

ECTS trägt zu mehr Transparenz der Lehrpläne sowie der Studienleistungen bei. Das System erleichtert damit die Anerkennung von Studienleistungen, insbesondere, wenn Studierende die Hochschule wechseln oder Berufstätige einen ersten oder zweiten akademischen Abschluss erlangen möchten. Das genaue Verfahren zur Vergabe der Leistungspunkte ist in den Prüfungsordnungen der Hochschulen festgelegt. Hier lohnt es sich, bei der Studienberatung genau nachzufragen.

Bachelorstudiengänge

Das Bachelorstudium in Chemie ist ein breit angelegtes, flexibles Studium mit Schwerpunkten in den Kernfächern der Chemie. Hier werden vielseitiges Basiswissen und experimentelle Fähigkeiten vermittelt, um bestens für eine Spezialisierung in einer anschließenden Master-Ausbildung vorbereitet zu sein.

So deckt ein Bachelorstudium folgende Bereiche ab: Allgemeine Chemie, Anorganische Chemie, Organische Chemie, Analytische Chemie, Physikalische Chemie, Biologische Chemie, Physik und Mathematik. Dazu kommen je nach Hochschule weitere Module aus der Technischen Chemie, der Makromolekularen Chemie oder dem Chemieingenieurwesen. Über den genauen Fächerkanon an einer Hochschule informieren die Fachbereiche. Der Abschluss nach einer dreimonatigen Bachelorarbeit ist der Titel Bachelor of Science (BSc). Dieser Titel ist der erste mögliche Hochschulabschluss.

Masterstudiengänge

Nach dem Erwerb des Bachelor-Titels kann man bereits eine berufliche Laufbahn beginnen oder das Studium mit einem zwei- bis viersemestrigen Masterstudiengang fortgesetzt. Für Masterstudiengänge gibt es folgende Möglichkeiten:

Der konsekutive Masterstudiengang baut auf einem bestimmten Bachelorabschluss auf und schließt inhaltlich an ihn an. Beispiele hierfür sind chemisch, biochemisch oder technisch ausgerichtete Vertiefungsstudiengänge, die in der Regel den Abschluss eines einschlägigen Bachelor-Studiengangs voraussetzen.

Der nicht-konsekutive Masterstudiengang hat hingegen das Ziel, Wissen aus einem benachbarten Feld z.B. Materialwissenschaften, oder einem gänzlich anderen, komplementären Gebiet, z.B. Betriebswissenschaften, zu vermitteln. Er schließt fachlich nicht direkt an einen bestimmten Bachelor an, sondern setzt lediglich den Abschluss eines ersten Grades vom Bachelor-Typ voraus.

Der weiterbildende Masterstudiengang richtet sich an Berufstätige, die sich weiterbilden möchten. Die Zulassungsvoraussetzungen sind hier der Hochschulabschluss und mindestens drei Jahre Berufserfahrung. Dieses Masterstudium ist sehr anwendungsorientiert und kann auch berufsbegleitend abgeschlossen werden.

Im Masterstudiengang werden Vorlesungen zum Teil in englischer Sprache angeboten. Die Prüfungsordnung legt die Prüfungsvorleistungen und den Fächerkatalog fest. Der Abschluss zum Master of Science beinhaltet neben den Prüfungen die Masterarbeit, die im letzten halben Jahr des Masterstudiums an einer Hochschule oder in einem Forschungsinstitut angefertigt wird. Zu den Aufgaben der Studierenden gehört, die zu einem vorgegebenen Thema bereits vorhandenen Ergebnisse aus der Literatur aufzuarbeiten und das gestellte Problem auf experimentellem oder auch theoretischem Wege zu lösen.

Promotion

Der Masterabschluss ermöglicht den Zugang zur Promotion, die wichtig ist, wenn man später forschungsorientiert arbeiten möchte. Die Promotionsordnungen einiger Universitäten sehen für besonders qualifizierte Bachelorabsolvierende einen direkten Einstieg vor. Dies kann ein besonderer Anreiz für leistungsstarke Studierende sein. Sehr häufig schließt sich die Doktorarbeit direkt an die Masterarbeit an und baut auf ihr auf, das heißt, das Thema wird so erweitert, dass die Masterarbeit gewissermaßen eine Vorstudie zur Doktorarbeit bildet.

Für die Doktorarbeit mit anschließender Prüfung muss man ungefähr drei Jahre einplanen. Eine Möglichkeit zur Finanzierung des Lebensunterhalts sind Stipendien. Häufig wird die Doktorarbeit von einer berufsähnlichen, bezahlten Tätigkeit begleitet. Typisch ist eine Beschäftigung an der Hochschule als wissenschaftlicher Mitarbeiter (m/w/d). Im Normalfall ist dies ein sozialversicherungspflichtiges Arbeitsverhältnis, und man ist während der Zeit an der Universität angestellt. Dabei muss man neben der eigenen Forschung zum Beispiel Studierende betreuen.

Kumulative Promotion

In naturwissenschaftlichen Fächern ist mittlerweile die Dissertation in Form einer Monographie um die Alternative der kumulativen Variante ergänzt worden. Kumulative Dissertationen sind publikationsbasiert; d.h. Promovierende können ihre Dissertation durch Publikationen, die in Peer-Review anerkannten Fachzeitschriften zu einem inhaltlich zusammenhängenden Thema gehören und veröffentlicht wurden, verfassen. Die Bedingungen sind der Prüfungsordnung der jeweiligen Hochschule zu entnehmen. Unterschiede gibt es z. B. bei der notwendigen Anzahl an Publikationen sowie der Relevanz der Autorenschaft/Erst-Autorenschaft.

Einen Überblick, an welchen Hochschulen kumulative Promotionen möglich sind, gibt es in der aktuellen Statistik der Chemiestudiengänge

Akkreditierung – Prüfsiegel für Studiengänge

Die Akkreditierung von Studiengängen durch unabhängige externe Gutachten soll zur Entwicklung der Qualität von Studium und Lehre in Deutschland beitragen und in diesem Sinne an der Verwirklichung des europäischen Hochschulraums mitwirken. Dazu wurde der Akkreditierungsrat eingerichtet. Der Akkreditierungsrat definiert die Grundanforderungen an das Akkreditierungsverfahren und trägt dafür Sorge, dass die Akkreditierung auf der Grundlage verlässlicher, transparenter und international anerkannter Kriterien erfolgt. Hat ein Studiengang ein Akkreditierungsverfahren erfolgreich durchlaufen, erhält er eine befristete Akkreditierung und trägt für den Zeitraum seiner Akkreditierung das Qualitätssiegel des Akkreditierungsrats. Eine Übersicht über alle akkreditierten Studiengänge gibt es auf www.akkreditierungsrat.de.

Die europaweite Kompatibilität soll die Mobilität bei den Studierenden steigern und die Attraktivität des Studienstandorts Deutschland erhöhen. Besondere Qualitätssiegel stellen in diesem Zusammenhang das EuroBachelor®- und EuroMaster®-Label dar, das von der europäischen Organisation European Chemistry Thematic Network Association (ECTN) vergeben wird.

Diploma Supplement

Das Diploma Supplement ist ein Text mit einheitlichen Angaben zur Beschreibung von Hochschulabschlüssen und damit verbundener Qualifikationen. Als ergänzende Information zu den offiziellen Dokumenten über Hochschulabschlüsse (Verleihungsurkunden, Prüfungszeugnisse) soll es international und auch national die Bewertung und Einstufung von akademischen Abschlüssen sowohl für Studien- als auch für Berufszwecke erleichtern und verbessern. Der Studiengang und die Hochschule sollten deshalb in einer Weise dargestellt werden, die für die unterschiedlichsten Zielgruppen in erster Linie für in- und ausländische Hochschulen und Betriebe sowohl leicht verständlich als auch gehaltvoll ist
Das Diploma Supplement soll seit 2005 allen Studierenden, die ihr Studium abschließen, von den Hochschulen automatisch und gebührenfrei ausgestellt werden.

Habilitation / Juniorprofessur

Die Habilitation ist die höchstrangige Hochschulprüfung in Deutschland, mit der im Rahmen eines akademischen Prüfungsverfahrens die Lehrbefähigung in einem wissenschaftlichen Fach festgestellt wird. Personen, die sich bewerben, müssen nachweisen, dass sie ihr Fach in voller Breite in Forschung und Lehre vertreten können. Die Habilitation ist oft ein entscheidender Faktor, um auf eine Professur berufen zu werden. Alternativ kann der Weg der Juniorprofessur eingeschlagen werden. Dieser Weg ermöglicht jungen Forschenden mit herausragender Promotion ohne Habilitation direkt und unabhängig an Hochschulen zu forschen und zu lehren sowie sich für die Berufung auf eine Lebenszeitprofessur zu qualifizieren.